Bereits seit einigen Jahren ist die Tendenz festzustellen, dass rigide Trennungen im Design immer weniger Sinn machen (zum Beispiel jene zwischen Produkt-Design und Kommunikations-Design). Produkt- und Kommunikations-Designer arbeiten heute in der Regel bereits in der Planungsphase zusammen. Eine sinnvollere Einteilung kann es deshalb sein, zwischen intra-, inter- und transdisziplinärem Design zu unterscheiden.
Semiotische Designtheorie und -forschung findet dabei auf unterschiedlichen Ebenen statt, die beide in der Sektion Design vertreten sind. Einmal im Grundlagenbereich: Hier steht sie der theoretischen und praktischen Philosophie nahe. Zweitens auf angewandter, strategischer Ebene: Dort geht es um Designtheorie zum Zwecke konkreter Problemlösungen. In beiden Bereichen sind semiotische Prozesse von zentraler Bedeutung.
Die Integration der Semiotik in die Designer-Ausbildung geht in Deutschland auf die Hochschule für Gestaltung Ulm zurück. Hieraus entwickelte sich in den 1980er-Jahren der „Offenbacher Ansatz“, welcher die technisch-praktische Funktion, die ästhetische Funktion und die symbolische Funktion getrennt untersucht.
Neuere Richtungen sehen diese Trennungen bisweilen skeptisch. Auch kann am Konzept der „Produktsprache“ kritisiert werden, dass die sozialen Codes immer schon vorausgesetzt werden – und somit die kognitiven Prozesse zu wenig in den Blick geraten. Ein dritter Punkt ist ebenfalls der Überprüfung wert: Wie entwickeln sich diese kognitiven und sozialen Codes in deren biologischen oder kulturellen Dimensionen? Hierdurch wird die „Produktsemantik“ (wie die Theorie beim „Offenbacher Ansatz“ genannt wurde) reflexiv. Doch erst damit können die evolutionären und die politischen Dimensionen von Gestaltung vollständig analysiert werden.
Die Sektion Design in der DGS lädt dazu ein, die Grenzen des Design interdisziplinär zu diskutieren – und transdisziplinär zu überwinden.
Zur Einführung
- Friedrich, Thomas & Schweppenhäuser, Gerhard (2010): „Bildsemiotik: Grundlagen und exemplarische Analysen visueller Kommunikation.“ Basel: Birkhäuser.
- Mareis, Claudia (2014): „Theorien des Designs zur Einführung.“ Hamburg: Junius.
- Romero-Tejedor, Felicidad & van den Boom, Holger (2013): „Die semiotische Haut der Dinge: Felicidad Romero-Tejedor im Gespräch mit Holger van den Boom.“ Kassel: Kassel University Press.
- Schwarzfischer, Klaus (2010): „Transdisziplinäres Design: Design als Intervention und System-Therapie. Was verbindet jede Gestaltung in den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Politik sowie Gesundheit?“ Regensburg: InCodes Verlag.
Zur Vertiefung
- Barthes, Roland (1964): „Mythen des Alltags.“ Frankfurt/Main: Suhrkamp.
- Friedrich, Thomas & Schwarzfischer, Klaus (Hrsg.) (2008): „Wirklichkeit als Design-Problem. Zum Verhältnis von Ästhetik, Ökonomik und Ethik.” Würzburg: Ergon Verlag.
- Joost, Gesche & Scheuermann, Arne (Hrsg.) (2008): „Design als Rhetorik. Grundlagen, Positionen, Fallstudien.“ Basel u.a.: Birkhäuser.
- Karmasin, Helene (4. Aufl. 2007): „Produkte als Botschaften.“ Frankfurt/Wien: Redline bei Üeberreuther.
- Krippendorff, Klaus (2012): „Die semantische Wende: Eine neue Grundlage für Design.“ Basel: Birkhäuser Verlag.
- Romero-Tejedor, Felicidad & Jonas, Wolfgang (Hrsg.) (2010): „Positionen zur Designwissenschaft.“ Kassel: Kassel University Press.
- Steffen, Dagmar (1999): „Design als Produktsprache: Der Offenbacher Ansatz in Theorie und Praxis.“ Basel: Verlag Form.